Love me lordly (WRECKED 1) (German Edition) Read online

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Ich schüttelte den Kopf.

  »Ich habe noch nie einen Helm gebraucht und werde es auch in Zukunft nicht. Wenn ich verunglücken und mir den Schädel aufschlagen sollte, dann ist es eben so. Schicksal.« Er zuckte mit den Schultern und ich wagte es nicht, ihn zu korrigieren. Schließlich war es nicht Schicksal, wenn er selbst dafür sorgte, dass es überhaupt möglich war, sich den Schädel aufzuschlagen. Wenn er einen Helm tragen würde, wäre die Wahrscheinlichkeit geringer. Doch was wusste ich schon?

  Nervös schaute ich hinter mir die Straße runter, um zu erkennen, wo er mich hingebracht hatte, und fühlte mich mit einem Mal vollkommen fehl am Platz. Umgeben von Marken- und Designernamen, die ich bisher nur aus Zeitschriften und Fernsehen kannte, starrte ich Paxton fragend an.

  »Du wirst zuerst zum Friseur gehen«, sagte er, unbeeindruckt von meinem erstaunten Blick.

  Ich wollte protestieren und ihm sagen, er solle sich zum Teufel scheren, mir Anweisungen wie diese zu geben. Doch dann erinnerte ich mich an unseren Deal und schwieg.

  Wer wollte schon der Welt jemanden wie mich als seine Freundin präsentieren – mit den ausgetrockneten, aschblonden Fransen, die von meinem Kopf hingen? Auch wenn es innerlich schmerzte, so konnte ich es ihm nicht verübeln, dass er mich ummodellieren wollte. Und solange er nichts an meiner Persönlichkeit ändern wollte, gab ich mich damit zufrieden. Denn so, wie ich war, fand ich mich absolut in Ordnung. Abgesehen von den dunklen Gedanken und der Leere, die mich immer wieder heimsuchten, wenn ich allein war und die Gedanken zu laut waren.

  Mit gesenktem Kopf folgte ich Kian in einen protzigen Friseurladen, in dem wir sofort mit falschem Lächeln und ebenso falscher Freundlichkeit empfangen wurden.

  »Signore Paxton«, trällerte eine etwas ältere Dame, die Kian begrüßen und ihm Küsschen auf die Wangen hauchen wollte. Doch er hielt sie auf Abstand und nickte nur knapp, anstatt ihr die Hand zu reichen, geschweige denn, ihr zu erlauben, sich ihm mit ihrem Mund zu nähern – war es auch nur zur Begrüßung.

  Ein amüsiertes Schmunzeln stahl sich auf meine Lippen, als ich den leicht pikierten Blick der scheinbar italienischstämmigen Dame erkannte. Dennoch blieb sie höflich und zuvorkommend, so wie man es zur zahlungskräftigen Kundschaft scheinbar war. »Was darf ich für Sie tun, Signore?«

  »Kümmern Sie sich die nächsten zwei Stunden intensiv um meine Begleitung«, forderte Kian, ohne gekünstelte Freundlichkeit, packte plötzlich meinen Arm und zog mich vor sich. »Kein Kitsch, nichts Übertriebenes. Ich will, dass sie am Ende immer noch so aussieht wie sie selbst, kapiert?«

  Der Italienerin und mir klappte gleichzeitig der Mund auf.

  »Ich will auch keine beschissene Hochsteckfrisur an ihr sehen und schon gar kein übertriebenes Make-up. Die Haare bleiben blond und lang. Keine Kurzhaarfrisur. Haben wir uns verstanden?«

  Kians autoritäre, herrische Art brachte Regionen in meinem Körper zum Pochen, die eindeutig bei diesem Verhalten von ihm nicht pochen sollten. Taten sie aber!

  »Ich will sie genauso unschuldig zurück, wie sie in diesem Moment aussieht«, knurrte er bedrohlich und ließ die Dame sowie auch mich sprachlos zurück. Die Italienerin, der, wie ich vermutete, dieser Friseurladen gehörte, nickte nur stumm und verstehend. Sie wagte es nicht, ihm zu widersprechen oder Fragen zu stellen. Brav nahm sie seine Befehle entgegen und bemühte sich, ihr falsches Lächeln wiederzufinden.

  »Ich werde ein paar Straßen weiter in einer Bar, im Knox, auf deinen Anruf warten. Sobald die fertig mit dir sind, meldest du dich bei mir. Ich werde dich dann abholen.« Kians fordernder Blick bohrte sich in mich hinein, als er sich zu mir drehte. »Du wartest hier auf mich. Rührst dich nicht vom Fleck. Haben wir uns verstanden, Prinzessin?«

  Gänsehaut durchzog meinen Körper und ich brachte ebenso nichts anderes zustande, als stumm und gehorsam zu nicken. Gott, war er einschüchternd, wenn er es sein wollte!

  * * *

  Nicht einmal zwei Stunden später betrachtete ich mich ungläubig im großen Spiegel. Ich konnte nicht glauben, dass ich das sein sollte, die auf diesem unheimlich bequemen Stuhl saß und ihrem Spiegelbild entgegenstarrte.

  Meine Haare strahlten so viel Frische aus, wirkten glänzend und samtweich. Vollkommen anders als zuvor. Statt aschblond, schimmerten sie wieder in meinem gewohnten Honigblond – so wie früher einst. Die Länge blieb annähernd gleich, es wurden nur die kaputten Spitzen geschnitten. Und mein Gesicht? Es sah selten lebendiger aus. Keine dunklen Augenringe, keine fahle, blasse oder gerötete Haut, mein Teint war frisch und jung. Die Augen nur leicht mit Mascara und etwas Kajal betont. Auf den Lippen ein zartes Rosa, das kaum auffallend schimmerte.

  Ob ich Kian so gefallen würde? Etwas in meinem Magen rebellierte bei dem Gedanken daran.

  »Ich habe hier noch ein Kleid für Sie, Signora.«

  Verwirrt sah ich zuerst sie, dann den pastellfarbenen Traum in ihren Händen an, den sie mir plötzlich entgegenhielt.

  »Signore Paxton brachte es vorhin vorbei, als Sie hinten beim Make-up saßen. Er möchte, dass sie das heute Abend anziehen.«

  War das sein Ernst? Er konnte doch nicht einfach bestimmen, was ich anzog! Doch, konnte er, ermahnte ich mich. Schließlich hatte ich mich darauf eingelassen und spielte nun nach seinen Regeln. Und dieses Kleid, ein Hauch von Nichts, gehörte offensichtlich dazu.

  »Wo kann ich mich denn umziehen, Signora?«, fragte ich höflich, jedoch mit einem dicken Kloß in meinem Hals.

  Die Dame deutete zu einer Tür weiter hinten und lächelte ermutigend, während ich ihr das scheinbar sündhaft teure Kleid abnahm und mich in den abgetrennten Raum des Friseursalons begab, um mich umzuziehen. Jetzt war ich heilfroh, mich heute für die gute Unterwäsche entschieden zu haben, denn sonst hätte man sie allzu deutlich unter dem dünnen Stoff des Kleides erkennen können.

  Prüfend warf ich einen Blick in den körpergroßen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand und öffnete verblüfft den Mund. Es sah hübsch aus. Schlicht und doch edel. Wertvoll. Der federleichte Stoff lag bequem auf meiner Haut, schmiegte sich angenehm an meinen Körper. Und zu meiner Überraschung war das Kleid nicht so kurz, wie ich befürchtet hatte. Es ging fast bis zu meinen Knien. Selbst die Farbe, ein zarter Champagnerton, schmeichelte mir und meinem Teint, was ich niemals vermutet hätte. Es passte zu meinen Haaren und betonte sogar meine Augen. Ich glaube, ich hatte nie zuvor so etwas Schönes getragen.

  Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an Kian dachte. Ich ahnte, es war eine dumme Idee, die mir gerade in den Sinn kam. Dennoch konnte ich mich nicht davon abhalten, auf seine Forderung, mich hier von ihm abholen zu lassen, zu pfeifen und stattdessen zu dieser Bar zu gehen, in der er auf meinen Anruf wartete.

  Schnell stopfte ich meine alten Sachen in eine Tüte, die ich von der hilfsbereiten Dame des Friseurladens erhalten hatte, bedankte mich bei allen, die mich bedient hatten und wollte gerade aus dem Friseurladen hinausspazieren, da winkte mich die Inhaberin, die ältere, italienische Dame von vorhin, zurück. Mit zusammengepressten Lippen hielt sie mir Kians schwarz glänzende Kreditkarte entgegen, die ich ihm scheinbar zurückgeben sollte, und deutete auf meine Füße.

  »Sie brauchen noch angemessene Schuhe für dieses Kleid, Signora.«

  Tatsächlich trug ich noch immer meine nicht mehr ganz so neuen Sneakers, doch um ehrlich zu sein störte mich das nicht die Bohne. Ich würde heute Abend noch lange genug auf hohen Schuhen laufen müssen, fürchtete ich. Daher war ich dankbar für die flachen, bequemen Treter, die mich, nachdem ich Kians Kreditkarte an mich genommen und mich bei der geduldigen Dame bedankt hatte, auf schnellem Wege zur besagten Bar brachten.

  Doch sobald ich sie betrat und mich anschließend fünf Augenpaare ungläubig, finster und durchdringend anstarrten, blieb ich mit stark klopfendem Herzen stehen und hielt die Luft an.

  Heilige Scheiße, wo war ich hier bloß reingeplatzt?

  Sechs

  Kian

  Verunsichert und mit leicht geöffneten Lippen starrte sie uns fünf an. Dabei hatte ich ihr ausdrücklich gesagt, ich würde sie abholen, sobald sie fertig war. Selbst schuld, wenn sie nicht hören wollte und mir stat
tdessen in die Höhle der Löwen folgte. Vor allem in diesem Kleid.

  »Ich ... ich wäre dann soweit. Denke ich.« Alice sah zu den Jungs, die sie nur so mit ihren Blicken verschlangen. Jeder auf seine ganz eigene hungrige Weise.

  »Das sehe ich«, meinte ich betont unbeeindruckt. Dabei war ich alles andere als das. Es war das erste Mal, dass ich sie so sah. Zurechtgemacht und mit einem Kleid an ihrem zierlichen Körper, das verboten gehörte. Ihre schlanken, nackten Beine waren ein Traum und ließen bestimmte Körperregionen von mir vor Freude zucken. Ebenso wie ihre gut verpackten Brüste, die durch den tiefen Ausschnitt perfekt zur Geltung kamen.

  Fuck! Hätte ich vorhin nicht besser ein beschissenes Blümchenkleid aussuchen können? Am besten bodenlang und grauenhaft hässlich!

  Unbemerkt von den anderen ballte ich meine Hände zu Fäusten, um mich zusammenzureißen und keine Regung zu zeigen. Nicht vor ihr. Und schon gar nicht vor meinen Jungs, die sie noch immer lüstern von Kopf bis Fuß abscannten. Wie gut, dass sie noch immer ihre Sneakers trug. In High Heels wäre ihr Anblick zu viel für uns gewesen. Wenn es um schöne Frauen ging, waren wir wie Tiere.

  »Ist sie das?«, fragte West mit gehobener Augenbraue und leckte sich anzüglich über die Lippen.

  Ich nickte mit warnendem Blick.

  »Sieht gar nicht so unschuldig aus, wie du erzählt hast«, meinte East finster, den Blick tief in ihrem Ausschnitt versenkt.

  »Und wie Aschenputtel wirkt sie auch nicht gerade.« Nash grinste.

  »Darf ich vorstellen? Alice, das sind Nash, Gray, West und East. Meine besten Freunde.«

  »West und East?«, fragte sie irritiert, bereute die Frage anschließend offensichtlich, als sie die angespannten Kiefer der beiden Brüder bemerkte.

  »Weston und Easton«, erklärte ich trocken. »Sie sind Brüder. Weiß der Teufel, was sich ihre Erzeuger dabei gedacht haben.«

  Alice nickte verstehend und schluckte nervös.

  »Hey, Paxton, darf ich sie mir mal ausleihen? Ich würde zu gerne mit ihr spielen.« Nash musterte sie mit gierigem Grinsen, was Alice sichtlich verängstigte.

  »Sorry, Kumpel. Du weißt, ich teile nicht gern«, sagte ich drohend und sah dann zu Alice, deren Augen vor Schock geweitet waren.

  »Keine Sorge, Aschenputtel. Nash meint es nicht so. Er hat nur ein gewaltiges Spielsuchtproblem. Das allerdings in jeder Hinsicht.«

  Alice nickte erneut und blickte dann verunsichert zu Gray, der bisher noch kein Wort gesagt hatte, sie aber keine Sekunden aus den Augen ließ.

  »Was ist dann sein Problem?«, fragte sie mich vorsichtig und schluckte.

  »Drogen«, sagte Gray geradeheraus, noch bevor ich für ihn antworten konnte. Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, auch wenn es dazu keinen Grund gab. Sein Drogenproblem war weitaus schlimmer, als er sich je eingestehen würde.

  Alice‘ Blick flog zu Easton und jeder erkannte die unausgesprochene Frage in ihren Augen.

  »Aggressionen«, sagte er kalt. »Ich schlage mich gern.« Und das war die Untertreibung des Jahrtausends. Easts Aggressionen waren unkontrollierbar. Sogar für uns.

  Alice‘ Lippen öffneten sich erschrocken und ich hörte sie leise nach Luft schnappen, als sie weiter zu West blickte, der bereits darauf gewartet hatte.

  »Ich bin lebensmüde. Und damit meine ich keine Depressionen«, säuselte er mit selbstgefälligem Lächeln und ließ Alice noch mehr verstört zurück, als sie ohnehin schon war.

  Dennoch schien die Neugier in ihr größer als die Angst und so sah sie schließlich wieder zu mir. »Und was ist dein Problem, Kian?«, fragte sie mit bebender, zerbrechlicher Stimme, während sich mein Blick in ihren bohrte.

  Easton schnaubte. »Sagte er doch schon, Baby. Er teilt nicht gern.« Und er hatte recht. Das war durchaus eins meiner größten Probleme. Ich war nicht nur schrecklich besitzergreifend, ich wollte, dass alles mir gehörte. Alles, was ich wollte. Ganz egal, wie größenwahnsinnig das sein mochte.

  Alice spannte sich unter meinem bohrenden Blick sichtlich an und schwieg.

  »Alter, Rich wird dir niemals abkaufen, dass du dir diesen Engel geangelt hast. Und schon gar nicht, dass sie dein Leben verändert hat. Viel eher wird er glauben, du hast sie verdorben und ihr Leben mit deinem Psychoscheiß zerstört.« West sah mich mit verzogener Miene an.

  »Sehe ich genauso, das wird niemals funktionieren«, stimmte Gray ihm zu und schüttelte den Kopf.

  »Hättest du irgendeine Schlampe aus dem nächsten Puff rausgezogen, wäre es glaubhafter«, meinte jetzt auch East und sah mich entschuldigend an. »Nichts für ungut, Bro.«

  »Aber eine Schlampe könnte wohl kaum mein ganzes Leben verändern, oder? Zumindest nicht zum Positiven.«

  »Prostituierte«, hörte ich Aschenputtel neben mir plötzlich leise murmeln.

  Irritiert sah ich zu ihr auf. »Wie bitte?«

  »Es heißt, Prostituierte – nicht Schlampe«, korrigierte sie mich nervös, während die Jungs und ich sie ungläubig anstarrten.

  »Seht ihr, genau das meine ich«, sagte ich und deutete zu Alice. »Sie ist anständig. Nicht so verroht wie wir. Deswegen ist sie perfekt für das, was ich mit Rich vorhabe.«

  East seufzte. »Ich bleib dabei. Du wirst sie versauen, noch bevor Rich sie überhaupt zu Gesicht bekommt.«

  »Schon möglich«, meinte ich schulterzuckend und warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Aber einen Versuch ist es allemal wert.«

  Alice versteifte sich erneut und trat von einem Fuß zum anderen. Es war klar, dass sie hier weg wollte – und das so schnell wie möglich. Die Jungs mit ihren Sprüchen und Blicken lösten Unbehagen in ihr aus, auch wenn sie alles versuchte, es nicht zu zeigen. Wir waren wie Bluthunde und konnten Angst riechen. Alice schien das bewusst. Was mir wieder einmal nur bewies, wie smart sie doch war.

  »Gehen wir«, beschloss ich und stand von meinem Platz auf. »Du brauchst noch Schuhe und ich muss mich umziehen.«

  Alice nickte sichtbar erleichtert, bevor ich mich von meinen Jungs verabschiedete und ihren Arm griff, um sie aus der Bar rauszubekommen, die sie niemals hätte betreten sollen. Ohne Vorwarnung riss ich ihr die Tüte mit ihren alten Klamotten aus der Hand und pfefferte sie in den nächsten Mülleimer.

  »Was zum ...? Das sind meine Sachen!« Alice blieb kurz stehen und sah mich erschrocken an.

  »Die wirst du nicht mehr brauchen, ich kaufe dir neue«, sagte ich entschlossen und lief weiter.

  »Aber ...« Sie starrte mich mit gekränktem Blick an, folgte mir dann aber langsam wieder. »So schrecklich waren sie gar nicht«, hörte ich sie hinter mir murmeln.

  »Waren sie nicht«, bestätigte ich. »Nur eben alt und deiner Figur nicht gerecht. Deswegen bekommst du von mir neue Sachen.«

  Alice musterte mich von der Seite, als sie mich eingeholt hatte, erwiderte jedoch nichts darauf. »Wir fahren doch aber nicht wieder mit deiner Maschine, oder?«, fragte sie stattdessen aufgeregt, als ich mich nach meinem Motorrad umsah, das ich hier vorhin in der Seitengasse abgestellt hatte. »Ich glaube nämlich nicht, dass das in diesem Kleid geht.« Sie schluckte hart und deutete zum Saum, der sich eng oberhalb der Knie an ihre Beine schmiegte.

  »Du musst es nur ein wenig hochkrempeln, Baby. Dann geht alles.« Bestimmt legte ich meine Hände an ihre Oberschenkel, sah ihr in die Augen und schob das Kleid bis zu ihrem Arsch nach oben. Nur so weit, dass niemand zu viel erkennen, sie aber problemlos auf die Maschine steigen konnte.

  Alice hielt die Luft an und starrte mir mit aufgerissenen Augen entgegen, während ich überrascht feststellte, dass meine Fingerkuppen vor Hitze und trotz – oder gerade wegen – ihrer seidenzarten Haut brannten.

  »Los, komm. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Termin«, verkündete ich und stieg auf das Motorrad.

  Alice folgte mir, blieb dann aber vor mir stehen und runzelte die Stirn. »Was ist mit dem Helm? Ich kann ihn nicht anziehen, sonst sind meine Haare wieder durcheinander und die Arbeit des Friseurs ist für den Eimer.«

  »Lass ihn ab, ich fahre diesmal vorsichtig. Außerdem ist es von hier nicht weit bis zu mir.«

  Nachdenklich nickte sie mir zu un
d stieg dann langsam hinter mich, die Finger fest um meine Bauchmuskeln gekrallt.

  * * *

  Nicht einmal eine Stunde später war ich geduscht und umgezogen, bereit, meinen ersten Auftritt mit meiner Pseudofreundin hinzulegen. Alice hatte solange mit Sophia auf mich gewartet und sich von ihr ein paar passende Schuhe zu ihrem neuen Kleid bringen lassen.

  Als ich nach unten ging, hörte ich sie beide in der Küche und folgte ihren Stimmen.

  »Ich bin ganz schön nervös«, gestand Alice angespannt, als ich hinter ihr im Türrahmen stehen blieb und ihre zugegeben überraschend heiße Rückansicht betrachtete. Das Kleid saß perfekt an ihrem Körper, eng und kurz. Ihre Beine kamen darin übertrieben gut zur Geltung. Von ihrem Arsch ganz abgesehen. Und in diesen High Heels, die sie jetzt trug, hatte sie plötzlich eine vollkommen andere Haltung eingenommen, selbstbewusster und mit geradem, durchgedrückten Rücken – nicht wie zuvor in den billigen Sneakern, die sie dauernd trug.

  »Mach dir keine Sorgen, Alice. Kian wird schon auf dich aufpassen, da bin ich mir sicher«, sagte Sophia mit aufmunterndem Lächeln, warf mir dann aber über Aschenputtels Schulter hinweg einen warnenden Blick zu, der mich amüsiert grinsen ließ. Sophia kannte mich einfach zu gut. Besser als jeder andere, meine Freunde eingeschlossen.

  »Wir können los, Prinzessin. Der Wagen steht draußen schon für uns bereit.«

  Alice drehte sich zu mir um, musterte mich von Kopf bis Fuß. »Wagen? Ich muss also nicht nochmal mit diesem Kleid auf das Motorrad steigen?«

  Scheiße, verflucht! Schön wär’s. Ich spürte ihre erhitzte Mitte noch immer dicht an meinem Arsch und würde die ganze Nacht nichts lieber tun, als mehr davon an meinem Körper zu fühlen, sie dort anzufassen und dabei zu beobachten, wie nass sie wurde. Doch der Kunde ging nun einmal vor, wenn ich Rich davon überzeugen wollte, ein braver Sohn zu sein. Ich konnte mir solche Ablenkungen nicht erlauben, so eng meine Hose bei dem Gedanken gerade auch wurde.

  »Wir fahren mit meinem Mustang«, verkündete ich und ging, ohne auf sie zu warten, nach draußen.