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Love me lordly (WRECKED 1) (German Edition) Page 4
Love me lordly (WRECKED 1) (German Edition) Read online
Page 4
»Wieso glaubst du, dass wir nicht zusammenpassen?«, fragte ich neugierig.
Alice seufzte erneut und sah wieder zu mir. »Ich gehöre nicht in diese Welt, Kian. Deswegen verstehe ich wirklich nicht, wieso du gerade mich dazu aussuchen willst, deine Freundin zu spielen. Das macht überhaupt keinen Sinn. Ich meine, sieh mich doch an!« Mit einer knappen Geste deutete sie auf sich und ihren Körper, der noch immer leicht zitterte. Ob nun wegen mir oder der nassen Klamotten, die an ihrer Haut klebten.
Mit bohrendem Blick legte ich langsam meine Hände auf ihre Wangen und strich mit den Daumen zärtlich über die gerötete Haut. »Das tue ich. Ich sehe dich an, Alice. Ganz genau sogar.«
Verunsichert öffnete sie ihre Lippen, während sie sich in meinen Augen verlor und ich wusste, gleich war ich am Ziel. Und wenn ich sie jetzt dafür küssen müsste, hätte ich rein gar kein Problem damit, so einladend und feucht, wie sie gerade aussahen.
»Okay«, hauchte Alice leise, noch bevor ich ihr näher kommen konnte.
»Okay, was?«, fragte ich mit Genugtuung. Schließlich wusste ich, ich hatte gewonnen.
»Ich werde es tun«, sagte sie entschlossen. »Aber nur solange, bis ich meine Schulden beglichen und wir deinen Stiefvater und deine Mutter davon überzeugt haben, dass du dich geändert hast.«
»Dass du mich gezähmt hast«, korrigierte ich sie mit siegessicherem Grinsen.
»Ich fürchte, jemanden wie dich kann niemand zähmen«, konterte Alice flüsternd und ich war mir nicht sicher, ob sie wollte, dass ich es hörte. Doch ich tat es. Und zu meiner Überraschung musste ich mir eingestehen, dass es mich heiß machte, zu wissen, dass in dem blonden Engel ebenso ein widerspenstiger Geist steckte, der es mir nicht so leicht machen würde, wie ich bisher annahm.
Fünf
Alice
Es waren nicht die Schulden, die mich zu diesem Punkt führten, sein Angebot anzunehmen. Mir ging es nicht ums Geld oder darum, nicht von ihm angeklagt zu werden. Davor hatte ich ohnehin keine Angst mehr. Ich spürte, er würde es nicht tun, auch wenn er damit drohte. Kian Paxton war nicht der Typ dafür, jemanden vor Gericht zu schleifen, nur um Gerechtigkeit zu erfahren. Denn selbst wenn er es tun würde, war sowohl mir als auch ihm klar, dass er sein Geld nie wiedersehen würde. Sein Deal war also alles, was er von mir verlangen konnte. Und ich nahm ihn aus nur einem einzigen Grund an – wegen der Verbitterung in seinem Blick, als er über seine Mutter und seinen Stiefvater sprach.
Wahrscheinlich war es ihm nicht einmal bewusst, doch Kian Paxton war in seiner Vergangenheit schwer verletzt worden. Und das ausgerechnet von den Menschen, die ihm am nächsten waren. Ich musste es wissen. Sah ich jeden Tag im Spiegel schließlich dieselbe Verbitterung in meinem Blick wie in seinem.
Meine Eltern starben bereits vor vielen Jahren. Ein Raubüberfall riss sie damals unerwartet aus meinem Leben. Dabei wollten sie eigentlich nur die Weihnachtseinkäufe machen, wie in jedem Jahr zuvor auch.
Ich war gerade einmal 13, als die Polizei mich mitnahm und mir erklärte, was passiert war. Von heute auf morgen war ich nicht nur Vollwaise, ich verlor auch mein Zuhause, meine Freunde und meine gesamte Kindheit. Ebenso wie meine Jugend, nachdem ich zu meinem Großonkel kam, bei dem ich wahrhaftig wie Aschenputtel unter dem Dach lebte und für seine Familie nichts weiter als ein Hausmädchen war, um das sich niemand kümmerte.
Seitdem ich 14 war, jobbte ich illegal in irgendwelchen Bars und Kneipen, um mir wenigstens etwas Taschengeld zu verdienen. Denn obwohl mir von meinen Eltern ein Sparkonto geblieben war, das dazu gedacht war, mir das College zu finanzieren, hatte Berry, mein Großonkel, als mein Vormund, das mir zustehende Geld eingesackt und ich hatte bis heute keinen Penny davon gesehen.
So hatte ich bitterlich gelernt, mir nie große Ziele oder Erwartungen zu setzen. Schon gar nicht darauf zu vertrauen, dass andere sich für mich interessierten oder sich um mich kümmerten. Ich nahm seit jeher alles selbst in die Hand, arbeitete hart, kämpfte für das, was mir richtig erschien.
Meinen Highschoolabschluss absolvierte ich mit Bestnoten. Und das trotz mehrerer Jobs und dem Chaos in Berrys Familie, die nicht einmal zu meiner Zeugnisvergabe erschien. Dennoch bekam ich bis heute kein Stipendium und hatte längst aufgehört, darauf zu hoffen.
Ich war also tatsächlich das Aschenputtel, für das mich Paxton hielt. Nur hatte er keine Ahnung, wie tief das Loch war, in dem ich steckte. Nicht einmal Kristallschuhe und ein Prinz würden mich je aus dieser Hölle befreien können.
* * *
Zwei Tage waren seit dem seltsamen Treffen von Paxton und mir vergangen und bis heute hatte er sich weder bei mir sehen lassen, noch hatte er sich bei mir gemeldet. Ich dachte schon, das alles war ein großer Scherz für ihn und er verarschte mich nur. Doch dann stand er plötzlich vor mir.
Wie er von mir verlangt hatte, damit diesem Arrangement nichts im Wege stand, und auch wenn mir so gar nicht wohl dabei war, hatte ich gerade meine Kündigung in der Shopping Mall von Fort Myers abgegeben. Als ich dann zu meinem Wagen auf dem oberen Parkdeck lief, lehnte er auf einmal lässig und mit verspiegelter Sonnenbrille an meinem alten Polo und wartete auf mich.
Woher er wusste, dass ich hier war, war mir ebenso unklar, wie die Tatsache, dass er wusste, welcher Wagen mir gehörte.
»Bist du bereit, Aschenputtel?« Seine dunkle Stimme durchfuhr mich wie ein Stromschlag und mir fiel auf, dass er heute ganz anders aussah, als noch vor ein paar Tagen, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Er trug lediglich ein schlichtes, schwarzes T-Shirt, das eng um seinen Oberkörper, besonders aber um die muskeldurchzogenen Oberarme, spannte. Dazu eine leicht zerrissene Jeans und weiße Sneakers. Das irritierte mich und brachte mich für einen kurzen Moment total aus dem Konzept.
Unsicher zupfte ich an meinem Pullover, als ich bemerkte, dass er mich hinter der Sonnenbrille ausgiebig von Kopf bis Fuß musterte. »Bereit für was?«, fragte ich begriffsstutzig.
Kian setzte die Sonnenbrille ab und sah mich mit seinen dunklen Augen an. »Wir machen aus diesem Aschenputtel jetzt eine echte Prinzessin.«
Ich runzelte die Stirn und räusperte mich. »Was ... was hast du vor?«
»Später am Abend muss ich zu einem wichtigen Kundentermin. Du sollst mich dabei begleiten.«
Es war unübersehbar, dass er dabei keinen Widerspruch duldete. Dennoch verstand ich nicht, wozu das gut sein sollte und schüttelte verwirrt den Kopf. »Weshalb? Da geht es doch nur um das Geschäft und nicht darum, ob ...«
»Stell nicht alles in Frage, was ich entscheide, Alice! Ich weiß genau, was ich tue.« Kians tiefbraune Augen verschlangen mich auf der Stelle, ich hatte keine Chance. Nicht eine Sekunde lang. Sein feines, kaum sichtbares Lächeln schien entwaffnend und ich spürte augenblicklich die unsichtbaren Fesseln, mit denen er mich an sich band und ein paar Schritte näher kommen ließ.
»Bei dem Termin heute wird die Presse anwesend sein«, erklärte Kian und stieß sich von meinem Wagen ab, um mich wie ein Tier auf Beutejagd zu umkreisen. »Und da ich meinen Stiefvater ganz genau kenne, weiß ich, dass er am nächsten Morgen die Zeitungen studieren wird. Nur um wie so oft ein Bild darin zu finden, wie ich mich danebenbenehme. Doch stattdessen wird er dich sehen an meiner Seite – die perfekte, falsche Schwiegertochter, die er sich seit langem wünscht.« Heißer Atem streifte meinen Nacken, als er dicht hinter mir stehen blieb und ich mich durch seine plötzliche Nähe unweigerlich verspannte.
»Mir ist nicht wohl dabei. Schließlich könnte ich etwas Falsches sagen oder mich mit meinem Verhalten verraten. Ich weiß ja nicht einmal, um was es bei euren Geschäften geht«, sagte ich leise und wagte es nicht, mich zu ihm umzudrehen. Ich wusste, würde ich jetzt in seine Augen sehen, wäre ich verloren. Meinen Hormonen ausgeliefert, genau wie bei unserem ersten Treffen.
Kian seufzte an meinem Ohr. »Baby, du musst nur gut aussehen und brav lächeln, das ist alles. Bleib die ganze Zeit an meiner Seite, sprich mit niemandem außer mit mir und genieß den Abend. Wir gehen zuerst etwas Essen und dann in die Oper.«
Überrascht drehte ich mich jetzt doch um und starrte ihn entgeistert an. »Oper? Ist das nicht ein wenig übertrieben
für einen Kundentermin?«
Er lächelte. Doch es erreichte seine Augen nicht. »So ist das Business, Kleines. Der Kunde will etwas geboten bekommen, bevor er anbeißt. Und dieser Kunde liebt nun einmal beschissene Opern. Außerdem ... habe ich nicht gerade noch gesagt, du sollst nicht alles in Frage stellen, was ich entscheide?«
Ich schluckte. »Und wie hast du darüber entschieden, dass wir noch immer nichts – und zwar rein gar nichts – übereinander wissen? Glaubst du nicht, es wäre besser, ein paar Infos zu haben, falls sich der Kunde nach mir oder unserer Fake-Beziehung erkundigt? Du weißt ja nicht einmal, wie alt ich bin.«
Kian schnaubte, gab dann zu meiner Überraschung aber nach. »Gut. Gib mir fünf Fakten über dich, die ich unbedingt wissen sollte, deiner Meinung nach.«
Überfahren sah ich ihn mit geöffnetem Mund an und versuchte irgendetwas zu finden, das von mir oder meiner Vergangenheit erwähnenswert gewesen wäre. Leider gab es da nicht viel, weswegen ich den Mund wieder schloss und tief seufzte.
»Was ist? Gibt es da nichts?«, zog er mich mit prüfendem Blick auf.
»Ich bin in Fort Myers aufgewachsen«, schoss es aus mir heraus, als mir nichts anderes einfallen wollte, das ich ihm über mich erzählen konnte. Erbärmlich, wenn ich so darüber nachdachte. Doch so war es. Es war die bittere Wahrheit.
»Okay«, meinte Kian gedehnt. »Würde niemanden interessieren, mich eingeschlossen. Also weiter«, forderte er ungeduldig.
»Ich werde in knapp vier Wochen 21«, sagte ich und biss mir auf die Unterlippe, als er mich mit leicht zugekniffenen Augen ansah.
»Dann sollten wir mit dem Alkohol heute Abend besser aufpassen.«
Und da wären wir schon beim nächsten Fakt über mich. »Ich habe noch nie Alkohol getrunken«, gestand ich so leise, dass ich beinahe flüsterte.
Kians Mund klappte regelrecht auf und seine Augen weiteten sich. »Du verarschst mich doch jetzt?«
Ich schüttelte den Kopf und starrte peinlich berührt zu Boden.
Kian räusperte sich. »Gut, okay. Auch das war eine Info, die ich durchaus verwerten kann«, kommentierte er. »Was sollte ich noch über dich wissen, Aschenputtel?«
Als ich meinen Kopf langsam hob, bemerkte ich erst, wie nah er mir war. Unsere Blicke trafen sich. Elektrisierend und intensiv. Sofort verspürte ich dieses verdächtige Kribbeln in meinem Bauch, das sanfte Ziehen in meinem Unterleib und die Hitze, die meinen Körper entlangkroch. Am liebsten hätte ich den verdammten Pullover ausgezogen. Doch dann würde ich lediglich in einem BH vor ihm stehen und müsste mich vermutlich erneut seinen Blicken stellen, die ungeniert an meinen Brüsten kleben würden.
»Über mich gibt es nicht viel zu erzählen, glaube ich«, sagte ich ehrlich und versuchte mich zusammenzureißen. Nur keine weichen Knie bekommen!
»Du hast mit dem Scheiß angefangen, mach jetzt also bloß keinen Rückzieher«, drohte Kian und kam noch einen Schritt näher, um seine Finger unter mein Kinn zu legen und meinen Kopf anzuheben, damit ich ihm weiter in die Augen sah und seinem Blick nicht auswich. Dabei hatte er keine Ahnung, dass ich nur versuchte, nicht ständig auf seine betörenden Lippen zu starren, die mein Herz zum Rasen brachten.
Krampfhaft überlegte ich, was ich ihm über mich sagen könnte. Doch mein Kopf schien gerade lieber darüber nachzudenken, wie es sich wohl anfühlen würde, ihn zu berühren.
»Ich lebe allein?!«, huschte es mir irgendwann verunsichert über die Lippen, als sein Daumen behutsam über mein Kinn strich und Panik in mir hochkroch, ich würde auf der Stelle vor Hitze zerschmelzen.
Kian sah mich abwartend an. »War das jetzt eine Frage und du weißt es nicht genau oder war das eine Info?«
Ich schluckte erneut. »Eine Info.«
»Gut. Was noch?«, fragte er, ohne mich loszulassen. »Jungfrau?«
Geschockt schnappte ich nach Luft. »Was?«
»Ob du noch Jungfrau bist, Hollister!«
Beschämt presste ich die Lippen aufeinander. »Das ist nichts, was du wissen musst, glaube ich.«
»Und ich glaube, du bist prüde.« Kian lächelte. Ein echtes, amüsiertes Lächeln, das er offensichtlich nur selten jemandem zeigte.
»Bin ich nicht«, widersprach ich leise. »Ich rede nur nicht mit jedem darüber. Ist doch normal.«
»Ich bin nicht normal, falls dir das entgangen sein sollte.« Kians Blick bohrte sich tief in mich hinein, als er kurz über seine Lippen leckte und mich endlich losließ.
Heiße Schauer lähmten mich, während ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Ich wusste, Kian Paxton war gefährlich – das reinste Risiko für mich und mein Herz. Und dieses, hatte ich mir geschworen, würde ich nie wieder an jemanden verlieren, der es nicht verdiente.
Tief durchatmend schaute ich mich auf dem Parkdeck nach dem Ferrari um, dessen Lackschaden ich abarbeiten sollte. Kian musste schließlich irgendwie hierhergekommen sein. Doch auch nach einem zweiten Blick erkannte ich weit und breit keinen einzigen Luxusschlitten, mit dem er gekommen sein könnte.
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
»Der Wagen ist bereits in der Werkstatt«, klärte er mich unvermittelt auf, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Ich bin mit diesem Baby hier.« Er deutete auf ein tiefschwarzes Motorrad, das direkt hinter mir stand und dem ich bisher keine Beachtung geschenkt hatte, und grinste, als er meinem schockierten Blick begegnete.
Kian Paxton grinste. Genau wie bei unserem ersten Treffen und dennoch wusste ich, er tat es sonst nicht sehr häufig. Dabei sah er atemberaubend aus, wenn er es zuließ. Heiß. Und verdammt anziehend.
»Was ist mit dir?«, fragte ich hart schluckend, nur um den aufsteigenden Gefühlen schnellstmöglich zu entgehen. »Was sind deine fünf Fakten? Alter? College? Wo bist du aufgewachsen?«
Kians Grinsen verschwand. »25. NYU. Ontario, Kanada. Sonst noch was?«, zählte er im Schnelldurchlauf auf und sah mich auffordernd an.
»Du warst in New York auf dem College?«, staunte ich beeindruckt und nicht ohne einen gewissen Neid. Wie gerne wäre ich nach meinem Highschoolabschluss von hier abgehauen und hätte mir in New York ein neues Leben aufgebaut?!
Kian musterte mich abschätzend. »Wieso wundert dich das?«
Ich seufzte schwer. »Du wirkst nicht wie der typische Absolvent.« Und das meinte ich absolut ernst und keineswegs abweisend. Kian Paxton sah mit seiner zerrissenen Jeans und dem schlichten, schwarzen Shirt aus wie jemand, der gerade frisch von seinem 8-Stunden-Job als Barkeeper nach Hause kam. Hätte ich ihn vor einigen Tagen nicht noch vollkommen anders erlebt, mit gebügeltem Hemd und Designeranzughose, würde ich niemals glauben, dass er es geschafft hatte, ein ernsthaftes Studium abzuschließen. Und das noch dazu an einer der besten Universitäten des Staates.
»Wie wirke ich dann auf dich, Aschenputtel?«, fragte er lauernd und ließ mich keine Sekunde aus den Augen, als ich mich hilfesuchend umsah – nach wem oder was, wusste ich selbst nicht so genau. Ich wollte nur der angespannten Situation entkommen und das so schnell wie möglich.
»Um Himmels willen, mach dir nicht ins Spitzenhöschen, Alice. Ich zieh dich doch nur auf«, erlöste Kian mich mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen und ging zu seiner Maschine, während ich mich fragte, woher er wusste, welches Höschen ich unter meiner Jeans trug. Oder hatte er es nur geraten? Dieser Kerl schaffte es doch immer wieder, mich zu verunsichern. Ob er das mit Absicht tat? Vielleicht bereitete es ihm Freude, mich zu quälen?
Ich warf einen Blick in sein Gesicht und erkannte die Antwort darauf sogleich.
»Hier. Setz den auf.« Er reichte mir mit teuflischem Lächeln einen schwarzen Helm, der am Lenker des Motorrads baumelte. »Und dann schwing dich drauf, wir müssen los.«
Entsetzt starrte ich ihn an. »Du willst, dass ich mich da drauf setze? Mit dir?«
»Baby, wenn du willst, setz dich von mir aus auch auf mich drauf, nur komm endlich.« Kians Blick spieß mich regelrecht auf und ich wusste, er meinte es genauso doppeldeutig, wie es klang.
Bevor ich mir vor ihm noch einmal die Blöße gab, schluckte ich den dicken Kloß in meinem Hals und die Angst, auf diese zweirädrige Teufelsmaschine zu st
eigen, hinunter und griff zum Helm, den er mit entgegenhielt.
»Braves Mädchen«, lobte er mich wie einen Hund und schenkte mir ein knappes Lächeln, bevor er sich lässig auf sein Motorrad setzte. Wie ein waschechter Gentleman, der er jedoch nicht war, streckte er seine Hand nach meiner aus, um mir beim Aufsteigen zu helfen.
Unbewusst hielt ich die Luft an, als ich viel zu dicht hinter ihm Platz nahm und meine Arme zögerlich um seine Taille legte. Guter Gott, ich spürte jeden verdammten Muskel unter meinen Fingerkuppen und das obwohl er nicht einmal nackt war.
Ohne Vorwarnung und ohne ein weiteres Wort warf Kian seine Maschine an und fuhr los, noch bevor ich es mir anders überlegen konnte.
Adrenalin durchfloss mich, als er mit rasender Geschwindigkeit quer durch die Stadt schoss und uns auf direktem Wege über den Highway nach Naples brachte. Alles in meinem Körper vibrierte und mein Herz überschlug sich jedes Mal, wenn er das Motorrad beim Abbiegen weit zum Asphalt unter uns neigte. Ich hatte gleichzeitig panische Angst als auch ein ungewohntes Gefühl von Freude. Und Spaß. Es war wie in einem Rausch und ich war tatsächlich etwas enttäuscht, als wir schon kurz darauf in einer Seitenstraße der Innenstadt von Napels stehenblieben.
»Wir sind da, Aschenputtel. Du darfst mich jetzt loslassen«, spottete Kian, als ich wie angewurzelt hinter ihm sitzen blieb.
Erst jetzt bemerkte ich, wie fest ich ihn umklammert hielt, ließ augenblicklich los und stieg von dem Motorrad. Meine Beine waren so wackelig auf dem festen Untergrund und meine Knie waren weich wie Pudding, als ich den Helm absetzte und ihn an Paxton reichte. »Wie kommt es, dass du keinen getragen hast? Ist das nicht Vorschrift?«, fragte ich vorsichtig.
»Sehe ich aus, als würde ich mich an irgendwelche Vorschriften halten?«