Love me lordly (WRECKED 1) (German Edition) Page 3
Im selben Moment, als mein Blick zum zweiten Mal an seinen Lippen hing, drehte Paxton sich zu mir um und mein Kopf senkte sich beschämt zu Boden. Mir war das schrecklich unangenehm, ihn so ungeniert gemustert zu haben – so unangenehm, dass mein Herz begann, laut gegen meine Brust zu hämmern und ich Angst bekam, er könnte es hören.
Meine Hände griffen fest um den Stoff meiner Bluse, meine eiskalten Finger klammerten sich daran, als würde mein Leben davon abhängen. Mir wurde unerträglich heiß, auch wenn ich gleichzeitig zu frösteln begann.
Verwirrt legte ich die Stirn in Falten.
Was war bloß los mit mir und wieso hatte dieser Mann solch eine Wirkung auf mich?
Ich hörte, wie er sich mir mit langsamen Schritten näherte und starrte angespannt nach unten auf den hübschen Teppich vor meinen Füßen. Immer noch sagte er kein Wort, schien mich nur zu mustern. Zu beobachten. Ich spürte seine Blicke auf mir und meinem Körper brennen und begann unweigerlich zu zittern, ohne zu verstehen, weshalb. War ich denn wirklich so eingeschüchtert? Oder war es Angst?
Wie eine Raubkatze schlich er um mich herum, umkreiste mich mehrmals. Langsam und musternd. Während mein Puls sich immer weiter beschleunigte, der Kloß in meinem Hals immer größer wurde und mir die Kehle zuschnürte.
»Ich hatte ja mit allem gerechnet, als ich den Zettel vor ein paar Tagen an der Windschutzscheibe des Ferraris vorfand«, durchbrach seine harte, dunkle Stimme endlich die Stille, als er vor mir zum Stehen kam. Noch immer spürte ich seinen bohrenden Blick auf mir allzu deutlich. »Dass aber ausgerechnet jemand wie du in mein Arbeitszimmer spaziert ... Das hatte ich nicht erwartet.« Die angenehmen Vibrationen seiner Stimme hallten noch eine Weile in mir nach, während mein Unterbewusstsein versuchte, das Gesagte von ihm zu interpretieren.
Was sollte das bedeuten, jemanden wie mich?
Neugierde überkam mich und ich hielt es nicht länger aus, den makellosen, cremefarbenen Teppich anzustarren und hob unsicher den Blick.
Paxtons dunklen Augen verschlangen mich auf der Stelle. Als hätten sie die ganze Zeit nur darauf gewartet.
Sein Blick war der eines Raubtieres, das seine Beute vor sich begutachtete. Distanziert und gleichzeitig voller Gier und Wohlwissen. Eine ganze Weile beobachtete und musterte er mich, ohne etwas zu sagen. Lediglich eins seiner Mundwinkel schien sich beim Anblick meiner durchnässten, durchsichtigen Bluse zu heben.
»Also?«, dröhnte seine feste, selbstsichere Stimme durch meine Ohren, floss wie Strom durch meinen Körper und ließ mich beben. »Wie hast du vor, mir den Schaden zu bezahlen, Aschenputtel?«
Aschenputtel. Als wüsste er genau, wie recht er damit hatte.
Mein Blick hing an seinem Adamsapfel, der sich durch die Dehnung seiner Stimmbänder langsam hob und wieder senkte. Wie hypnotisiert starrte ich auf seinen Hals und die darauf deutlich abzeichnenden Vene – seine Hauptschlagader. Im Augenwinkel erkannte ich erneut ein leichtes Zupfen an einem seiner Mundwinkel, dennoch schien er nicht zu lächeln. Oder zumindest wollte er es nicht.
»Ich«, begann ich krächzend, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte, traute mich dennoch nicht mehr, in seine Augen zu sehen. Sie würden mir nur erneut den Boden unter den Füßen entreißen und mich ins Straucheln bringen. »Ich weiß es nicht«, gestand ich ehrlich, wenn auch schrecklich leise und verunsichert. Hatte ich mir schließlich noch nicht überlegt, was ich ihm im Gegenzug für sein Entgegenkommen anbieten konnte. Ich besaß nun einmal nichts, das von wert war.
»Du weißt es nicht?« Spott erklang aus seiner Stimme und ich zuckte leicht zusammen, als er sich einen weiteren Schritt näherte. Nur wenige Zentimeter vor mir blieb er stehen und durchbohrte mich mit seinem Blick, den ich regelrecht in mich hineinbrennen spürte. »Hör mal, Kleines, meine Zeit ist kostbar. Entweder du kannst mir etwas anbieten oder du verschwindest wieder«, raunte er dunkel und heiser, kam mir dabei noch ein wenig näher.
Verunsichert biss ich mir auf die Unterlippe und fing damit seinen Blick ein.
»Weißt du, wer ich bin, Aschenputtel?« Sein Gesicht schien dem Meinen so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen spürte und mich zusammenreißen musste, nicht unweigerlich die Augen zu schließen, um mich auf dieses Gefühl zu konzentrieren, das mich und meinen gesamten Körper erfasste – das Gefühl, zu fallen.
»Alice, ich heiße Alice – nicht Aschenputtel«, hauchte ich atemlos. Mir war egal, wer er war. Niemand hatte das Recht, mich so zu nennen. Schon gar nicht, wenn er mich nicht kannte.
»Trotzdem bist du hier nicht im Wunderland, Alice. Was hast du gedacht, würde passieren, wenn sich der Besitzer des von dir demolierten Wagens meldet? Hattest du geglaubt, du könntest hier mit deiner durchsichtigen Bluse auftauchen und alles würde sich irgendwie zum Guten wenden?« Er lachte spöttisch und durchbohrte mich mit seinem Blick. »Daraus wird nichts, Baby. Vielleicht solltest du also schleunigst wieder in deinen Kaninchenbau kriechen, aus dem du offensichtlich gefallen bist, Alice.« Die eindringliche Stimme, die abermals quer durch meinen Körper wanderte, als wäre sie elektrische Spannung, ließ mich erzittern.
»Sie haben gesagt, ich soll herkommen. Es war Ihre Idee, nicht meine. Ich hatte Ihnen bereits am Telefon gesagt, dass ich weder Geld noch Versicherung habe«, korrigierte ich ihn mit bebender, zerbrechlicher Stimme, während ich versuchte, seinem Blick standzuhalten.
Ich sah direkt in den tiefen, dunklen Schlund und Abgrund seiner Seele. Kälte durchströmte mich, während mir so heiß wurde, dass ich zu schwitzen begann. Durchdringend starrten mich seine Augen an, suchten offenbar etwas in den Meinen, während ich versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu halten.
»Entweder bist du wahnsinnig mutig, Alice aus dem Wunderland, oder wahnsinnig dumm. Vielleicht beides.«
Empört wollte ich nach Luft schnappen und etwas sagen, schaffte es aber nicht. Denn es waren seine Finger, die sich plötzlich sanft auf meine Lippen legten und mich davon abhielten, meinen Mund zu öffnen. Stumm gehorchte ich seiner unausgesprochenen Bitte – oder war es ein Befehl? - und blickte ihm fasziniert, als auch erschrocken, in die Augen.
»Was mache ich jetzt bloß mit dir?«
Langsam glitten seine Finger von meinen Lippen hauchzart zu meinem Hals, entfachten ein heißes Feuer auf meiner Haut, bevor er beide Hände wieder in die perfekt geschneiderte Anzughose steckte und mich mit unergründlicher Miene musterte.
Wie versteinert stand ich da und starrte ihm entgegen, während alles in mir brannte und meine Knie, weich wie Pudding, beinahe einknickten. Ich fühlte mich hilflos Paxton gegenüber und ich konnte mir bei bestem Willen nicht erklären, weshalb. Noch nie hatte ein Mann so etwas in mir ausgelöst. Und das bei der ersten Begegnung. Bei der allerersten Berührung. Warum also ausgerechnet dieser? Wieso passierte das jetzt?
»Ich weiß, was du für mich tun könntest, Aschenputtel«, hörte ich ihn heiser raunen, als er mir abermals näher kam und ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. Tief sog ich die Luft ein, um meine Lungen zu beleben, doch anstelle von frischem Sauerstoff, den ich in diesem Augenblick dringend benötigte, schlich sich etwas anderes, etwas herbes, in meine Nase und ich erstarrte unweigerlich. Er roch unvergleichlich. Eine Mischung, die unmöglich zu beschreiben schien. Alles, was mir an passenden Worten dazu in den Sinn kam, war: Magisch.
»Du kannst deine Schulden bei mir abarbeiten.« Es war keine Frage, ganz klar. Für ihn schien es längst ein Fakt, eine Tatsache. Die Realität. Dennoch verstand ich seine Worte nicht und blinzelte nur etwas verloren vor mich hin, während ich zu begreifen versuchte, was er mir damit sagen wollte. Als was sollte ich denn bei ihm arbeiten?
Vier
Kian
Verwirrt starrte mich die Kleine mit den grünen Augen an. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstehe, Mr. Paxton. Was genau soll ich für Sie tun?«
Mr. Paxton? War das ihr verdammter Ernst? Sah ich etwa aus, als müsste man mich Siezen? »Kian«, knurrte ich rau. »Mein Name ist Kian. Nenn mich also nie wieder Mr. Paxton, verstanden?«
Sie nickte eingeschüchtert und ich konnte nicht behaupten, dass es mir nicht gefiel. Ich moc
hte ihre vorsichtige, zurückhaltende Art. Erfrischend nach all den vielen Weibern mit großer Schnauze und noch größeren Titten.
Unweigerlich flog mein Blick bei dem Gedanken von ihren Augen hinab zu ihren Brüsten, die offenbar gut verpackt in einem schwarzen Spitzen-BH steckten. Ihre durchnässte, durchsichtige Bluse tat ihr durchaus einen Gefallen, denn das, was sich darunter verbarg, konnte sich allemal sehen lassen. Wohlgeformt und handlich sahen sie aus, genau so, wie ich sie liebte.
Ein durchtriebenes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich ihr wieder ins Gesicht sah und mit Genugtuung feststellte, dass sie meinem Blick gefolgt war und sich ihre Wangen deswegen leicht rot verfärbten.
»Ich lasse mir etwas für dich einfallen. Halte dich einfach bereit für mich, wenn ich anrufe.«
Alice‘ Augen weiteten sich erschrocken. »Bereithalten? Für was genau? Wovon reden wir hier gerade?« Sie warf erneut einen prüfenden Blick hinab zu ihren Brüsten, bevor sie schützend ihre Arme davor verschränkte und mich vollkommen verunsichert ansah.
Ich grinste provokant. »Keine Sorge, Cinderella, für diese Art von Dingen habe ich ganz andere Frauen. Und auch nicht gerade wenige davon«, raunte ich ihr ins Ohr und beobachte, wie sich eine Gänsehaut über ihren Nacken spannte.
Scheiße, es machte mir bereits jetzt viel zu viel Spaß, mit ihr zu spielen, als das ich sie gehenlassen könnte. Doch das war nicht der einzige Grund, warum ich sie in meiner Nähe behalten wollte. Alice Hollister, das unschuldige, arme Mädchen, kam mir momentan mehr als recht. Wenn ich mich nicht irrte, war gerade sie mein ultimativer Schlüssel zum Sieg. Und jeder, der mich kannte, wusste, ich verlor verflucht ungern.
»Wenn es hier nicht darum geht ... Was genau soll ich dann für dich tun?«
Ich lachte amüsiert auf. »Wieso sprichst du es nicht aus oder nennst es beim Namen? Sag ruhig, was du denkst. Ich möchte all deine schmutzigen Gedanken wissen.«
Alice presste peinlich berührt die Lippen zusammen, hob allerdings trotzig ihren Kopf, um mir so besser die Stirn bieten zu können. »Ich habe keine schmutzigen Gedanken. Ich möchte lediglich wissen, was ich für dich tun soll und ob es hierbei um irgendetwas Sexuelles geht. Denn wenn es so ist, werde ich mich auf der Stelle umdrehen und gehen. Ganz egal, welche Konsequenzen das für mich oder mein Leben hat.«
Mutig von ihr, das zu sagen. Vor allem, wenn man bedenkt, in welcher Lage sie steckte.
»Das würdest du dich trauen?«, fragte ich grinsend. »Du würdest lieber riskieren, hinter Gittern zu kommen, weil du den Prozess gegen mich verlierst und deine Schulden nicht bezahlen kannst, als einmal mit mir zu ficken?«
Alice zuckte bei meinem letzten Wort leicht zusammen, versuchte dennoch, keine Angst zu zeigen und nickte stattdessen bestätigend.
»Scheiße, Alice, das kränkt mich jetzt aber doch ganz schön.« Getroffen legte ich eine Hand an mein Herz und verzog das Gesicht.
Es war nur ein verdammter Scherz. Und doch sah sie mich an, als wüsste sie nicht genau, was sie davon halten sollte. Ihre Augen waren geweitet und ihr ganzer Körper wirkte schrecklich angespannt. Genau wie ihre harten Nippel, die sich mir entgegenstreckten, als würden sie nur darauf warten, von mir ausgepackt und zwischen meine Lippen geschoben zu werden.
»Jetzt sieh mich nicht so an, Aschenputtel. Ich verarsch dich doch nur!«, sagte ich rau und hörte augenblicklich ein leises, erleichtertes Seufzen. »Du könntest mir allerdings bei anderen Dingen behilflich sein. Dinge, die nur ein Mädchen wie du vollbringen kann.«
Die Kleine starrte mich verwirrt an und runzelte die Stirn. »Ich habe bereits zwei Jobs, bei denen ich rund um die Uhr verfügbar sein muss. Ich weiß nicht, wie ich das mit einem weiteren schaffen soll. Zeitlich gesehen.«
Abschätzend musterte ich sie. Mit ihren großen, grünen Augen, den blonden Haaren und ihrer zierlichen Figur sah sie aus wie ein Engel, der gekommen war, um mich zu retten. Ein Engel, dem nicht nur meine Mutter, sondern vor allem auch mein verdammter Stiefvater aus der Hand fressen würde. Letzterer vielleicht sogar mehr als das. Ich kannte Richs Vorliebe für junge, unschuldige Dinger, bei denen er seine volle Macht spüren konnte.
Alice war perfekt dafür. Sie war perfekt, um meinen kranken Plan durchzuführen und endlich das zu bekommen, was mir zustand. Ich musste sie an mich binden, ganz egal wie viel es mich kostete. Denn für mich ging es hier schon lange nicht mehr um den beschissenen Ferrari und ihre mickrigen Schulden. Ich hatte Größeres mit ihr vor.
»Wie viel bekommst du insgesamt die Woche?«, fragte ich unbeeindruckt.
Alice stutzte. »Wenn ich genug Überstunden mache, dreihundert etwa.«
Ungläubig hob ich eine Augenbraue. »Verarschst du mich? Dreihundert Dollar die Woche? Und das auch noch mit Überstunden?«
Sie nickte.
Scheiße, wie nötig musste das Mädchen es haben, wenn sie sich für diesen Hungerlohn zu Tode schuftete? Denn dass sie hart arbeiten musste, das sah ich ihr an. Die dunklen Ringe unter ihren Augen waren nur ein Beweis dafür.
»Ich biete dir Tausend die Woche, wenn du die anderen Jobs hinschmeißt und dich nur auf mich konzentrierst«, sagte ich entschlossen, ohne mit der Wimper zu zucken oder darüber nachdenken zu müssen. Tausend Dollar waren nichts. Die gab ich meist an nur einem Abend im Club aus, wieso also nicht der Kleinen etwas davon abgeben und sie damit ködern?
»Aber ich dachte, ich soll meine Schulden abarbeiten?« Alice schien verwirrt. Und ich konnte es ihr nicht verübeln. In der Tat machte es aus ihrer Sicht überhaupt keinen Sinn, weshalb ich ihr diesen Deal vorschlagen sollte. Schließlich schuldete sie mir etwas, nicht umgekehrt. Doch sie hatte ja keinen blassen Schimmer, was sie sonst noch alles für mich tun konnte, das arme Ding.
»Die werde ich damit verrechnen und du bekommst am Ende trotzdem mehr, als du jetzt verdienst«, erklärte ich trocken und öffnete die ersten Knöpfe meines Hemdes, um sie vom Grübeln abzuhalten. Ich wusste genau, welche Wirkung ich auf sie hatte. Ihre Blicke und selbst ihr Körper verrieten sie. Genau wie jetzt, als ihre Augen von meinen Lippen zu meiner nackten Brust flogen, die ich gerade entblößt hatte.
»Das ... das kann ich nicht annehmen«, stotterte sie hart schluckend und senkte den Blick zu Boden.
Langsam wurde ich ungeduldig. »Wieso nicht? Sind Tausend zu wenig?«
»Nein! Das ist viel zu viel«, schoss es aus ihr heraus, während sich ihre Wangen in ein tieferes Rot verfärbten als vorher.
»Wo ist dann das scheiß Problem? Hast du Angst, von mir ausgenutzt und ausgebeutet zu werden?«, fragte ich mit höhnischem Grinsen.
»Ich weiß doch nicht einmal, was ich für dich tun soll.« Sie schien verzweifelt, hin- und hergerissen. Gut so.
»Du sollst mich bändigen, Alice. Das sollst du«, raunte ich heiser, als ich auf sie zutrat und so dicht vor ihr stehen blieb, dass ihre harten Nippel beinahe meine bebende Brust berührten. »Mein Stiefvater erwartet in zwei Wochen einen perfekten, braven Sohn, der sich auf nichts anderes als das Geschäft konzentriert. Und irgendwie habe ich im Gefühl, du bist eine Person, die weiß, wie so etwas geht. Anständig und fleißig zu sein.«
Alice atmete tief ein. »Das ist alles? Mehr soll ich nicht tun? Ich soll dir nur zeigen, wie du dich zu verhalten hast?«
Ich grinste selbstzufrieden. »Nicht ganz, nein. Du könntest vor all den Heuchlern und vor allem vor meinem Stiefvater und meiner Mutter vorgeben, meine brave, kleine Freundin zu sein, die mich schlagartig verändert und mich durch ihrer Liebe zu einem besseren Mann gemacht hat«, meinte ich nachdenklich, obwohl ich längst felsenfest von meinem Plan überzeugt war. Ich war sicher, mit ihr an meiner Seite würde es funktionieren. Und ich würde nicht auffliegen. Sie war die perfekte Tarnung, das perfekte Ablenkungsmanöver und würde mir damit auch noch genug Zeit verschaffen, um Rich mit seinen krummen Geschäften ein für alle Mal zu Fall zu bringen.
Alice wirkte schockiert. »Auf keinen Fall. Das kann ich nicht machen.«
»Scheiße, warum nicht? Du müsstest nur ein bisschen vor ihnen schauspielern. Das ist alles«, knurrte ich ungehalten und presste meinen Oberkörper gegen ihren, bevor sie zurückweiche
n konnte. Mit hartem Blick starrte ich auf sie nieder, während ihre nassen Haarsträhnen meine Stirn berührten. Ich wollte, dass sie sich mir ausgeliefert fühlte und mir nicht widersprach.
Tat sie aber.
»Ich kann so etwas aber nicht«, flüsterte sie zwar eingeschüchtert, kapitulierte jedoch nicht.
»Was kannst du nicht? Lügen? Ist mir schon aufgefallen, Prinzessin.« Ich grinste und warf einen kurzen Blick hinab zu ihren Brüsten und der hübschen schwarzen Spitze, in der sie steckten. »Komm schon, damit schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klappe. Du hast einen angenehmen Job, bei dem du ausreichend verdienst und du bist deine Schulden bei mir los und landest nicht vor Gericht. Ist doch super!«
Alice sog scharf die Luft ein und versuchte etwas Abstand zu mir zu gewinnen, doch ich ließ sie nicht.
»Aber es ist nicht die Wahrheit! Willst du wirklich die Menschen betrügen, die dich lieben?«, wollte sie mit fassungslosem Blick von mir wissen.
Ein bitteres Lächeln stahl sich in mein Gesicht. »Glaube mir, Kleines, niemand von denen liebt mich. Ich bin ihnen egal und nur das Geld spielt dabei eine Rolle, nichts weiter. Du brauchst dir darüber nicht dein hübsches Köpfchen zerbrechen.«
Einen kurzen Moment sah sie mich nur an, ohne etwas zu sagen. Bohrte sich mit ihrem Blick in meinen und seufzte anschließend schwer. »Und wie soll das ablaufen? Ich meine, ich lebe in Fort Myers, das sind über vierzig Meilen von hier.«
»Wo ist das Problem?«, fragte ich begriffsstutzig.
»Ich kann nicht jeden Tag hierher fahren. Wahrscheinlich würde das mein alter Polo nicht überstehen«, gab sie zögernd zu.
Schulterzuckend sah ich sie an. »Ich kann dich abholen und herbringen lassen. Problem gelöst.«
Das schien Alice aber kein bisschen zu beruhigen. Nervös flog ihr Blick im Raum umher, bevor er an der Fensterfront hinter mir kleben blieb. Nachdenklich starrte sie hinaus auf den Atlantik.
»Und was passiert dann? Ich meine, was sind meine Aufgaben und wie soll das funktionieren ... mit dem Schauspiel, meine ich. Wir kennen uns doch gar nicht! Niemand würde uns abkaufen, wir wären ein Paar. Zumal wir kein bisschen zusammenpassen.«